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Richard Dreschergestorben am 26. Dezember 2017

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Heute vor einem Jahr bekamen wir die niederschmetternde Diagnose
„Leukämie spez.T-ALL“.
Ich werde diesen scheiss Tag nie in meinem Leben vergessen.....
Wir fuhren nachts um 02:00 Uhr in die tolle Notaufnahme vom Achenbach-Krankenhaus-KW.
Wir saßen eine geraume Zeit im Warteraum der Kinderstation, als uns endlich eine junge, schlaftrunken wirkende Assistenzärztin in das Behandlungszimmer bat. Ihr weißes Polo war links herum, die Haare wild.
Sie untersuchte Richard irgendwie interessenlos, der immer über starke Schmerzen im linken Oberbauch klagte. Ihr toller Befund war Verstopfung (Scheisse verdammte, ich hätte mein Leben dafür gegeben, wenn die Ziege Recht gehabt hätte)
Er bekam einen Einlauf verabreicht und Paracetamol gegen die Schmerzen.
Wir warteten......der Einlauf tat dann das, was er sollte und wir gingen nochmal zur Ärztin, die auf unser „Ergebnis“ wartete.
Sie sagte mir dann lauthals gähnend, dass dies für sie jetzt kein Notfall wäre..... ich antwortete, dass es für mich schon ein Notfall ist, wenn mein Kind vor Schmerzen nicht schlafen kann.
Wir fuhren mit ihrer tollen Diagnose, die ja wirklich toll gewesen wäre wenn sie gestimmt hätte, wieder nach Hause.
Richard versuchte zu schlafen, konnte aber dies nicht so richtig......
Sonntag Mittag waren die Schmerzen wieder so heftig, dass ich ihn geschnappt habe und wir fuhren erneut dorthin. (Das war da, wo wir dieses schockierende Erlebnis mit der herzlosen Mutter und ihrer kleinen Tochter hatten.....darüber schrieb ich vor einigen Wochen)
Gott sei Dank hatte eine Freundin von mir Dienst (sie hatte die Jungs schon nach der Entbindung auf der Säuglingsstation bemuttert) und eine wirklich sehr kompetente junge Ärztin.
Sie untersuchte Richard sehr genau und somit fielen ihr die blauen Flecke an den Beinen auf. Ich erklärte ihr, dass ich diese auch schon gesehen habe, Richard mir aber nicht sagen könne, woher sie stammen.
Wir beschlossen, dass er erstmal auf Station bleibt, um Ultraschall und großes Blutbild zu machen.
Ich fuhr nach Hause und wollte Sachen für ihn holen.
Mein Handy klingelte und die Ärztin meinte, dass mit seinem Blut etwas nicht in Ordnung sei und ich solle SOFORT kommen, da er heute noch ins Virchow verlegt wird. In diesem Moment tat sich der Boden unter uns auf, mir war schwindelig, übel, kalt und heiss zugleich. In Schockstarre fuhr ich sofort dorthin.
Meine Freundin nahm mich weinend in den Arm und sagte zu mir, dass es ein ganz schwerer Weg für uns alle werden wird. In dem Moment begriff ich gar nichts..... ich fuhr dem Krankenwagen hinterher, mit einem von meinen Tränen total verschleierten Blick. Ich kannte ja den Weg von dem Jahr davor, als mein Mann dort 11 Wochen auf der ITS lag.
Dort angekommen lief alles wie in einem Film für mich ab, nur dass wir die Hauptdarsteller waren. Alle waren super freundlich und nett zu uns. Wir bekamen ein Einzelzimmer für uns beide.
Die Schwestern fragten Richard, ob er Pizza oder Pommes essen möchte? Er entschied sich für Pommes und fragte mich, ob wir uns die teilen wollen.
Mein Hals war wie zugeschnürt und übel war mir. Ich habe ihm zu liebe dann ein paar mitgegessen.
Am nächsten Tag fanden zig Untersuchungen statt. Dabei stellten sie fest, dass die Milz durch die Leukämie vergrößert ist, innerlich blutete und auch nicht mehr richtig arbeitete.
Er bekam seinen Broviac Katheter gesetzt und die Blutung in der Milz wurde gestoppt, was wiederum einen Milzinfarkt zur Folge hatte, so dass sie ihre Funktion komplett einstellte, fast dreifach vergrößert war und am 20.7. mittels minimal invasiver Chirurgie entfernt wurde .....aber das ist ein anderes Kapitel, damit fing der Anfang vom Ende an.......
Genau 6 Monate und 1 Tag hast du so tapfer gekämpft, hast versucht alles wegzustecken und doch hat alles nichts genützt 😢